Heute vor 150 Jahren, am 10. Mai 1871, endete der Deutsch-Französische Krieg mit dem Frieden von Frankfurt. Über 180.000 Soldaten starben in diesem Krieg, über 230.000 wurden verwundet. Für die Familienforschung sind viele Quellen aus dieser Zeit inzwischen digital erschlossen. Eigentlich waren sich Spanien und Preußen einig: Nach dem Militärputsch gegen Isabella II. von Spanien (1830 – 1904) im Jahr 1868 war der spanische Thron unbesetzt und man suchte in den europäischen Königshäusern nach einem Nachfolger. Nach zunächst erfolglosem Suchen einigte man sich Anfang 1870 auf Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen (1835 – 1905), Sohn eines ehemaligen preußischen Ministerpräsidenten und in einer Nebenlinie verwandt mit dem in Berlin regierenden König Wilhelm I. von Preußen (1797 – 1888), dem späteren ersten Deutschen Kaiser. Wilhelm befürwortete diese Wahl zunächst nicht, beugte sich jedoch dann dem Druck seines Ministerpräsidenten Otto von Bismarck (1815 – 1898), der in der Wahl Leopolds zunächst „ein diplomatisches Mittel zum Zweck der Stärkung der machtpolitischen Position Preußens und des Norddeutschen Bundes sowie zur Eindämmung von Frankreichs gegen Preußen gerichtete Aktivität“ sah (Ohnezeit, 2020). Obwohl Leopold familiär dem Haus Hohenzollern ebenso wie Frankreich verbunden war (eine seiner Großmütter war eine Adoptivtochter Napoleons I.), sah Napoleon III. (1808 – 1873) in der Unterstützung Leopolds zunehmend eine preußische Intrige. Wie zuvor im 16. und 17. Jahrhundert durch die Habsburger befürchtete man nun eine „Umklammerung“ Frankreichs durch die Hohenzollern. Am 9. Juli 1870 gab Wilhelm I. auf Betreiben des französischen Botschafters seine Unterstützung für Leopolds Kandidatur auf, und am 12. Juli verzichtete Karl Anton von Hohenzollern (1811 – 1885) stellvertretend für seinen Sohn Leopold auf die spanische Krone. Doch Frankreich war das nicht genug: Preußen solle sich offiziell entschuldigen und für alle Zeiten auf eine spanische Hohenzollern-Kandidatur verzichten. Wilhelm I. wies dies entschieden zurück und verweigerte dem französischen Botschafter eine weitere Audienz. Bismarck nutze die Gunst der Stunde und veröffentliche die französischen Forderungen und Wilhelms Ablehnung derselben in verkürzter und schroffer klingender Form – nun waren beiden Seite brüskiert und entrüstet. Napoleon III. ließ mit seiner Reaktion nicht lange auf sich warten: Am 19. Juli 1870 erklärte Frankreich Preußen den Krieg. Als dieser Krieg nach neun Monaten und drei Wochen am 10. Mai 1871 mit dem Frieden von Frankfurt endete, waren ca. 139.000 Franzosen und 41.000 Deutsche gefallen, mehr als 230.000 Soldaten wurden auf beiden Seiten verwundet. Viele für die Familienforschung interessante Dokumente aus dieser Zeit liegen inzwischen in digitalisierter Form vor, darunter vor allem die Verlust-Listen der Königlich Preußischen Armee sowie zahlreiche Briefe und Kriegstagebücher.
Verlust-Listen der Königlich Preußischen Armee aus dem Feldzuge 1870-1871 Von besonderer Bedeutung für die Familienforschung sind die von der Königlich Geheimen Buchdruckerei in Berlin herausgegebenen „Verlust-Listen“ der deutschen Armee; die erste Verlustliste erschien am 16. August 1870. Die vollständigen „Verlust-Listen der Königlich Preußischen Armee und der Großherzoglich Badischen Division aus dem Feldzuge 1870 – 1871“ stehen als Digitalisat (pdf) sowohl in den Digitalen Sammlungen der Universitäts- und Landesbibliothek der Heinrich-Heine-Universität (hhu) Düsseldorf (Verlustliste 1-248) als auch der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster (Verlustliste 1-247) zum Download zur Verfügung. Bei dem Düsseldorfer Digitalisat handelt es sich um eine einzelne Datei (1982 Seiten, 754 MB), der ein Inhaltsverzeichnis mit Seitenverweisen vorangestellt ist (A. Infanterie, B. Jäger, C. Kavallerie, usw.), die Digitalisate aus Münster (insgesamt 1974 Seiten) bieten die Verlustlisten als Anlagen des „Königlich Preußischen Staats-Anzeigers“ in Einzeldateien (jeweils ca. 2-3 MB). (Das „Onlineprojekt Gefallenendenkmäler“ bietet dagegen „nur einige der schwer Verwundeten und die Toten“ aus den 248 Verlustlisten; ein Index der Regimenter erleichtert jedoch die Suche.) Während die Verluste der badischen Truppen mitveröffentlicht wurden, führten Württemberg (Sahlbach, 1871), Bayern und Sachsen (Jüchtzer, 1871) eigene Verlustlisten. Alle Verlustlisten können in den Datenbanken des Vereins für Computergenealogie online durchsucht werden: Autographen Über 2000 Briefe, Kriegs-Tagebücher, Erlebnisberichte, Aufzeichnungen, Chroniken, Zeitungsauschnitte und Fotografien aus der Zeit des Deutsch-Französischen Kriegs sind z.B. im digitalen Bestand der Universitäts- und Landesbibliothek Bonn zu finden. [Online] Weitere Literatur und Links Einen guten Überblick zu neuen deutschsprachigen Veröffentlichungen zum Deutsch-Französischen Krieg gibt König (2020).
[Hu]
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Roland
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