Die Vorstellung des Stadtarchivs Dortmund und die anschließende Führung fand trotz des Warnstreiks der Gewerkschaft Verdi am Dienstag, den 10. April statt. Dafür bedankt sich der Roland zu Dortmund e.V. bei Herrn Dr. Mühlhofer und Frau Pradler herzlich. Nach der Begrüßung durch die Vorsitzende Frau Sigges und den bereits genannten Archivexperten folgte ein Vortrag über das Archivwesen. Das Archiv kann auch als "Gedächtnis der Stadt" bezeichnet werden, da so ziemlich alle wichtigen Unterlagen der Stadt aufbewahrt und nach einer Frist für die Allgemeinheit zugänglich gemacht wird. Dadurch wird auch eine nachträgliche Kontrolle politischen Handelns möglich. Was sind nun die Aufgaben eines Archivs? Es übernimmt so ziemlich alle Dokumente und Schriften der Stadt Dortmund. Außerdem nimmt es auch private Sammlungen sowie Sammlungen aus Vereinen an, sofern nicht schon vorhanden. Alle Eingänge werden dann bewertet und für die Allgemeinheit erschlossen und zugänglich gemacht. Ausnahmen sind gesetzliche Schutzfristen und Zwischenarchivierungen, die aus rechtlichen Gründen vorgenommen werden müssen z.B. wegen Verjährungsfristen. Die Erschließung beinhaltet das Anlegen von Findbüchern und Karteien sowie die Übernahme in Recherchedatenbanken. Außerdem werden zu bestimmten Themen Sammlungen angelegt, die aus Bild- und Tondokumenten, Zeitungsausschnitten, Siegel und Karten, sowie weiteren Dokumenten bestehen. Aufbewahrt wird sowohl einzeln oder gemeinsam verpackt sowie auf digitalen Speichermedien. Eine weitere Aufgabe des Archivs ist die Öffentlichkeitsarbeit. Mittels (historische) Vorträge und Führungen wird das Archiv als ein Ort der Forschung, als ein Ort der Weiterbildung und als ein Ort der historischen Bildung vorgestellt. Auch Schulklassen bekommen einen Einblick in die Welt der Archive. Kinderaugen lernen, dass man im Mittelalter eben nicht SMS oder E-Mails sendete, sondern dass man Nachrichten mittels Papyrusrollen und Siegel per Bote übermittelte. Herr Mühlhofer machte deutlich, dass Gesetze das Anlegen und Pflegen eines Archivs regeln. Besonders sei hier das Landesarchivgesetz NRW sowie die Archivsatzung der Stadt Dortmund zu erwähnen. Solange es solche Gesetze gibt, wird es auch immer ein Stadt-, Landes- und Bundesarchiv geben. Sie kann niemals durch (kommerzielle) Onlinedatenbanken ersetzt werden, da die Aufgaben und das Archivgut weitreichender sind, als auf dem ersten Blick sichtbar. Erstmalig wurde das Dortmunder Stadtarchiv im 13. Jahrhundert erwähnt und entwickelte sich durch die ganze Zeit bis heute hin. Jedoch wurde das Archivgut durch Kriege, Plünderungen, Transport und weitere Ursachen minimiert. Ohne dem wären noch weit mehr erhalten geblieben als die jetzt vorhandenen 5.300 laufende Regalmeter, zusätzlich 6.000 laufende Meter Zwischenarchivgut und etwa 3.000 Urkunden ab 1232 bis heute. Während das Archiv im Mittelalter und ältere Neuzeit ehrenamtlich geführt wurde, wurde ab 1899 ein hauptamtlicher Archivar beschäftigt, nachdem das Stadtarchiv in das alte Stadthaus umgezogen war. 1998 erfolgte der Umzug in die Märkische Straße 14. Voraussichtlich wird in den nächsten Jahren ein weiterer Umzug erfolgen. Während in der Vergangenheit das Archiv hauptsächlich von Historikern und anderen Forschern benutzt wurde, ist der Anteil an Ahnenforschern, die nach ihren Vorfahren suchen, stark angewachsen. Das hat auch mit der Digitalisierung und Veröffentlichung von diversen Unterlagen zu tun, die seit dem Internet-Zeitalter größere Ausmaße annehmen. Auch der Roland zu Dortmund e.V. beteiligt sich an diversen Digitalisierungen und unterstützt so gut wie möglich das Stadtarchiv, um diverse Archivgüter entweder dem Archivbesucher oder dem Internetnutzer zu Hause zugänglich zu machen. 17.000 Anfragen werden jährlich bearbeitet und etwa 1.600 Personen besuchen den Lesesaal des Stadtarchivs. Adressbücher, Meldekarteien, Personenstandsunterlagen inklusive Sammelakten, Katasterschriftgut, genealogische Sammlungen sowie Hausstandsbücher, die polizeilich über Hausbewohner geführt wurden, Bücher über die Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark, und vieles mehr kann man einsehen. Nähere Informationen kann man im NRW-Archivportal www.archive.nrw.de unter Kommunalarchive einsehen. Am besten hilft jedoch ein Besuch im Stadtarchiv. Akten und Dokumente, die eine Adoption enthalten, sind nur schwer einzusehen, weil für die Adoptionen hohe rechtliche Hürden geschaffen wurden. Laut § 9b Adoptionsvermittlungsgesetz sollen die Akten zwar 100 Jahre ab Geburt des zu adoptierten Kindes aufbewahrt werden, jedoch sind diese erst einsehbar, wenn alle beteiligten Personen verstorben sind, auch die adoptierte Person. Nach der Aufbewahrungsfrist sollen diese vernichtet werden. Jede Akte dieser Art muss manuell überprüft werden, ob diese freigegeben werden können oder nicht. Bei der Führung wurde ein altes "Goldenes Buch" der Stadt Dortmund gezeigt. Neben diversen Persönlichkeiten aus Politik und Kultur haben sich auch die Fussballspieler der Meistermannschaft von 1934, der FC Schalke 04, eingetragen. Des weiteren existiert eine Gaunerdatei etwa von 1900 bis 1910, meistens Diebe, Einbrecher und Räuber. Es wurden außerdem die ältesten Dokumente aus den Jahren 1232 und 1296 präsentiert. 1296 erlaubte König Adolf den Dortmunder Bürgern, "Grut" überall in der Stadt zu haben, Grut ist eine Kräutermischung, welche zum Brauen von Bier verwendet wurde. Der König wollte versuchen, das Kräuterbier in Dortmund zu erhalten und das Hopfenbier, die aus den Hansestädten in die Grutbierstädte drängte, Einhalt zu gebieten, jedoch ohne Erfolg. Hopfenbier setzte sich durch, weil das Bier länger haltbar und somit exportierbar war. Die Braukosten lagen unter den Kräuterbieren und nicht wenige bevorzugten den Geschmack des Hopfenbieres. Weitere Unterlagen waren einige Personenstandsbücher, ein Hausstandsbuch, zwei Dortmunder Adressbücher, sowie weitere Archivalien. Ein gut besuchter und gelungener Abend mit Wissenswertes und Highlights aus dem Archivwesen. Am 27.04.2018 treffen wir uns ab 17 Uhr zur ROLAND-Werkstatt im Zentrum für Familiengeschichte, Carl-von-Ossietzky-Straße 5 in Dortmund-Brünninghausen und am 08.05.2018 freuen wir uns auf Hans-Georg-Eich, der uns ab 19 Uhr im Hotel Drees, Hohe Straße 107 in 44139 Dortmund die Ortsfamilienbücher als genealogische Forschungsquelle näher bringt. Wir freuen uns auf Ihren Besuch bei freiem Eintritt.
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Wie bereits berichtet, findet am Dienstag, den 10.04.2018 ab 19 Uhr ein Besuch im Stadtarchiv Dortmund, Märkische Straße 14 in 44122 Dortmund, statt. Treffen ist 19 Uhr vor dem Eingang des Stadtarchivs, Voranmeldung ist nicht notwendig. Hier wird der Direktor Herr Dr. Mühlhofer in einem Vortrag und in einer Führung das Stadtarchiv und die zugänglichen Archivalien vorstellen.
Bedauerlicherweise hat sich die Gewerkschaft Verdi genau diesen Tag ausgesucht, um die kommunalen öffentlichen Verkehrsmittel in ganz Nordrhein-Westfalen zu bestreiken. Sehr wahrscheinlich sind die Busse und Straßenbahnen in Dortmund betroffen, jedoch nicht die S-Bahnen und Züge der Deutschen Bundesbahn. Wer auf Bus und Straßenbahn angewiesen ist, wird somit Schwierigkeiten haben, zu diesem Termin zu erscheinen. Hierzu haben wir uns Gedanken gemacht. Wer eine Fahrgelegenheit zum Stadtarchiv und wieder nach Hause aufgrund Ausfall von Bus und Straßenbahn benötigt, kann eine E-Mail senden an [email protected]. Wir versuchen dann, eine Lösung zu finden. Wir können diese nicht garantieren, bemühen uns jedoch, einen Besuch trotzdem möglich zu machen. Wer selbst eine Fahrgelegenheit anbieten möchte, kann ebenfalls eine E-Mail mit Uhrzeit, Fahrstrecke und Platzanzahl senden, damit wir den Suchenden dem Anbieter zuordnen können. Alternativ besteht auch die Möglichkeit, untereinander Fahrgemeinschaften zu bilden. Damit eine Planung vorgenommen werden kann, bitten wir, das Angebot und den Bedarf bis zum 08. April anzumelden. Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme an der kostenlosen Veranstaltung trotz der besonderen Herausforderung. |
Roland
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