Das 1941 gegründete Westfälische Wirtschaftsarchiv (kurz: WWA) arbeitete nach dem II. Weltkrieg zunächst als Abteilung der IHK Dortmund, ab 1969 bestand es in der Form der Stiftung des privaten Rechts. Dessen Träger sind die acht Handelskammern von Westfalen und Lippe sowie die vier Handwerkskammern aus der gleichen Region. Außerdem gehören zu den Trägern auch der Landschaftsverband Westfalen-Lippe, das Land Nordrhein-Westfalen, die Stadt Dortmund, der Sparkassenverband Westfalen-Lippe sowie die 1951 gegründete Gesellschaft für Westfälische Wirtschaftsgeschichte e. V. als Fördergesellschaft des Archivs.
In den ganzen Informationen, die über 900 Regalmeter und einige Festplatten umfassen, befinden sich auch jene, die für Ahnenforscher interessant sind. Zunächst sollte man unterscheiden zwischen den Regionen Westfalen und Lippe auf der einen Seite und Rheinland auf der anderen Seite. Alle Informationen und Dokumente werden sauber aufgeteilt, je nach Standort des Unternehmens bzw. Wohnort der Person. Da die Stadt Essen zum Rheinland gehört, wird man Informationen über Essener Unternehmen eher im 1906 gegründeten Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsarchiv (RWWA) in Köln finden. Eine Ausnahme bleibt das Traditionsunternehmen Krupp, dessen Stiftung ihr eigenes Archiv auf der Villa Hügel in Essen unterhält. Die RWWA sammelte Archivgut aus dem Rheinland und Westfalen-Lippe. Nach dem II. Weltkrieg gingen dann die westfälischen Archivalien nach und nach ins Archiv in Dortmund. Ferner ist zu berücksichtigen, dass im Laufe der Geschichte viele Betriebe durch andere wirtschaftlich stärkere Unternehmen aufgekauft wurden, die ihren Sitz nicht in Westfalen-Lippe haben. Meistens setzt sich die Regelung durch, dass Archivalien von Unternehmen bis zur Verlegung des Unternehmenssitzes im WWA gelagert werden, alles was danach entsteht, kommt in das Wirtschaftsarchiv der jeweiligen Region. Wir müssen also im Vorfeld prüfen, in welchem Jahr suchen wir eigentlich und wo war der Hauptsitz des Unternehmens zu dem Zeitpunkt wirklich? (Adressbuch, Geschichte des Unternehmens, Um-/Eingemeindungen, usw.) Im Falle einer bestimmten Zeche müssen wir prüfen, wer in dem Suchzeitraum der Eigentümer der Zeche war. Zu den Archivalien gehören alle Informationen, die im Unternehmen gesammelt und dem Archiv zur Verfügung gestellt wurden. Sollte ein Unternehmen Insolvenz beantragt haben, hängt es vom Insolvenzverwalter ab, ob interessante Informationen dem Archiv zur Verfügung gestellt werden oder nicht. Zu den Unterlagen gehören Bilanzen, Geschäftsbriefe, Auszahlungen von Dividenden bei Aktiengesellschaften, und vieles mehr. Für Ahnenforscher sind insbesondere Listen wichtig, die das Personal betreffen, also Belegschaftslisten. Einige Unternehmen wie z.B. die Arenberg´sche Gesellschaft haben ihre Listen dem Archiv zur Verfügung gestellt. Grob werden die Archivalien nach ihrer Herkunft unterteilt, also F für Firmen, K wie Kammern, N wie Nachlässe, S wie Sammlungen und V wie Vereine und Verbände. Wer nun also nach Unternehmens- oder Personeninformationen sucht, sollte auf der Homepage des WWA die einfache Suche durchführen und/oder nach Möglichkeit erst das Unternehmen suchen. Von dort aus kann man in der Regel weitere Informationen finden, die das Unternehmen betreffen. Alternativ kann man auch dem WWA eine E-Mail an [email protected] schicken oder dort unter 0231-5417-296 anrufen. Das empfiehlt sich sowieso, wenn man vor hat, das Archiv zu besuchen. So kann man prüfen, ob das WWA die gewünschten Informationen wahrscheinlich verfügbar hat und/oder kann einen Besuchstermin vereinbaren, um erstmal die Findbücher zu prüfen. Abgerundet wurde der Abend durch kunstvoll gestaltete Briefköpfe und Bilder von Unternehmen sowie durch Informationen auch über Außenhandel, wo Zulassungsverfahren, Zölle und Wirtschaftshemmnisse über die Grenzen hinweg aufgeführt sind. Der Vortrag von Herrn Pradler war sehr gut besucht und der genealogisch-heraldische Verein Roland zu Dortmund e.V. bedankt sich sehr für die interessanten Ausführungen.
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Roland
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