„AhnenImplex“ ist ein leistungsstarkes Genealogieprogramm für Windows, mit dem das doppelte oder mehrfache Auftreten von Vorfahren in einer Ahnentafel („Ahnenschwund“ oder besser: „Ahnengleichheit“ oder „Ahnenimplex“) analysiert werden kann. Es berechnet alle theoretisch zu erwartenden biologischen und statistischen Kennwerte (auch für die Seitenverwandtschaft) auf der Grundlage der „Quantitativen Genealogie“ von Siegfried Rösch (1899 – 1984) und kann diese in Form von Grafiken und Tabellen ausgeben. „AhnenImplex“ wird vom Entwickler freundlicherweise kostenlos zur Verfügung gestellt und kann ab sofort von der TNG-Homepage des Roland zu Dortmund e.V. heruntergeladen werden. – ACHTUNG: Fragen zum Programm bitte NICHT an den Programmentwickler oder den Roland, sondern ausschließlich an Weert Meyer, den Autor des Handbuchs, richten (Weert[at]gmx[dot]de)! Auch komplexere Ahnentafeln können mit „AhnenImplex“ kompakt und übersichtlich grafisch dargestellt werden. Die Beschriftung der einzelnen Ahnen kann frei gewählt werden, neben den Ahnennummern nach Kekule (wie in der Abb.) können auch Namen, Lebensdaten und -orte sowie biologische und statistische Kennzahlen eingefügt werden. (Die Ahnentafel wird dadurch aber breiter.) In jeder ausreichend erforschten Ahnentafel (AT) taucht aus biologischer Notwendigkeit früher oder später das Phänomen des „Ahnenschwunds“ (oder besser: „Ahnengleichheit“ oder „Implex“) auf. In dynastischen Ahnentafeln ist dies schon oft nach wenigen Generationen der Fall. Ahnenimplex tritt aber auch in bürgerlich-bäuerlichen Ahnentafel auf, insbesondere bei hohem Erforschtheitsgrad und in Gebieten mit engen Heiratskreisen. Verzichtet man bei der Darstellung auf die Regel „Männer links, Frauen rechts“, lassen sich Ahnentafeln noch kompakter darstellen. „Auslöser“ für das Vorkommen von Mehrfachahnen (MFA) sind immer sog. „Ahnengeschwister“, also zwei oder mehr Geschwister, die direkte Vorfahren des/der Probanden/-in sind und deren Nachfahren in späteren Generationen wieder untereinander geheiratet haben. Diese Verwandtenehen ereignen sich oft erst nach mehreren Generationen, der Ahnenimplex tritt jedoch stets erstmals in der Elterngeneration der Ahnengeschwister auf (primärer Implex). Die Benutzeroberfläche von „AhnenImplex“ mit eingelesener GEDCOM-Datei. Für einen Probanden werden diese „Ahnengeschwister“ in einer sog. „Verschwisterungsliste“ (VSL) zusammengestellt. Diese VSL beschreibt das Vorkommen aller seiner Mehrfachahnen in seiner Ahnentafel eindeutig. (Eine VSL ist aber „probandenspezifisch“, nur Vollgeschwister haben die gleiche VSL. Schon für Halbgeschwister sind deren VSL verschieden.) Mit „AhnenImplex“ Verwandtschaft messbar machen Das hier vorgestellte Programm „AhnenImplex“ kann das Mehrfachvorkommen von Ahnen in einer Ahnentafel und alle biologischen und statistischen Kennwerte (auch für die Seitenverwandtschaft) auf der Grundlage der „Quantitativen Genealogie“ von Siegfried Rösch (1899 – 1984) berechnen und grafisch darstellen. Berechnet werden können neben der Verschwisterungsliste u.a. alle Kekule-Nummern für einfache Ahnen und Mehrfachahnen, die Häufigkeit von Mehrfachahnen (Ahnenhäufigkeit z), der Inzuchtkoeffizient F (der aus dem biologischen Verwandtschaftsanteil b der Eltern folgt), der summarische Verwandtschaftsgrad sowie Kennwerte für den Ahnenimplex pro Generation und den Gesamtimplex. Auch separate Berechnungen nur für den X-chromosomalen Erbgang sind möglich. „Generationsverschiebungen“ von Mehrfachahnen lassen sich über sog. „Generationsspektren“ veranschaulichen. Auszug aus einer Ahnentafel; dargestellt sind nur die X-chromosomalen Ahnenlinien: Die weibliche Probandin (1, XX) hat jeweils ein X-Chromosom von Vater (2, XY) und Mutter (3, XX), der Vater (2, XY) kann jedoch sein X-Chromosom nur von seiner Mutter (5, XX) erhalten haben, die Linie des Großvaters väterlicherseits (4) fällt für die Vererbung des X-Chromosoms also aus, usw. In den Grafiken erscheinen Mehrfachahnen immer nur als eine Person, sie sind durch die Angabe aller Ahnennummern aber sofort als Mehrfachahnen erkennbar. Dadurch wird die klassische „Baumstruktur“ einer Ahnentafel aufgehoben, und die Ahnentafel ist als das zu sehen, was sie wirklich ist: Ein „Ahnennetz“. Ausgegeben werden u.a. Vor- und Nachfahrentafeln sowie Kreisdiagramme, die Beschriftung kann jeweils individuell ausgewählt werden (nur Ahnennummern oder zusätzlich Vor- und Zuname, Lebensdaten, Orte oder statistische Kennwerte). Mit „AhnenImplex“ erzeugtes Kreisdiagramm (ohne Beschriftung) von Charles III. über 10 Ahnengenerationen. Mehrfachahnen (Implex) können automatisch gelb markiert werden. Kreisdiagramme können für beliebig viele Ahnengenerationen erzeugt werden. „Ahnengleichheit“ sichtbar machen Auch Auszüge aus einer Ahnentafel lassen sich zur besseren Darstellung des Implex‘ erzeugen: Zu nennen sind hier die grafische Darstellung sog. „geschlossener Heiratskreise“ (aus der sich die Verschwisterungsliste des Probanden ablesen lässt) sowie die Darstellung sog. „Deszentorien“ (also Auszüge aus der Ahnentafel, die alle (aber nur die) Nachfahrenlinien eines Mehrfachahnen zum Probanden enthalten). Beispiel für ein Deszentorium: Charles III. als Nachfahre seines Mehrfachahns (z = 4) Franz Friedrich Anton von Sachsen-Coburg-Saalfeld (1750 -1806), der sowohl der Großvater von Queen Victoria als auch der Großvater ihres Ehemanns Albert von Sachsen-Coburg war. Ahnengeschwister sind farblich markiert. Die von „AhnenImplex“ ausgegebenen png-Dateien können mit Grafikprogrammen wie z.B. Paint weiterverarbeitet werden; in dem Beispiel oben wurden z.B. die Ahnengeschwister nachträglich farblich markiert sowie Porträts und eine Überschrift eingefügt. (Vgl. dazu den Roland-Blogbeitrag „Eine ‚komprimierte‘ Ahnentafel als Wandschmuck“ vom 20.06.2021.) Die biologischen und statistischen Kennwerte Neben den umfangreichen grafischen Ausgabemöglichkeiten bietet „AhnenImplex“ auch die Möglichkeit, alle biologischen und statistischen Kennwerte der Verwandtschaft zu berechnen (einschließlich der Seitenverwandtschaft oder nur bezogen auf die X-chromosomale Verwandtschaft); die Ausgabe erfolgt in Form von Excel-Tabellen (die OpenOffice-Alternative Calc funktioniert nicht). Zu den personenbezogenen Kennwerten (immer bezogen auf den ausgewählten Probanden) gehören u.a. die kleinste Ahnennummer nach Kekule (Kekule-Min), die Ahnenhäufigkeit z, der mittlere biologische Verwandtschaftsanteil b (als Dezimalbruch kleiner 1, entspricht dem Verwandtschaftskoeffizienten R nach Wright bzw. dem doppelten Inzuchtkoeffizienten F, da R = 2F), das Generationsspektrum gb (auch ausführlicher biologischer Verwandtschaftsgrad genannt), der summarische biologische Verwandtschaftsgrad g’b (ermöglicht den Vergleich der theoretisch zu erwartenden Erbwirksamkeit eines Mehrfachahnen in einer bestimmten Generation mit der Erbwirksamkeit eines einfachen Ahns in einer bestimmten Generation) und der Schwerpunktwert des biologischen Verwandtschaftsgrades gbs. (Zur genaueren Bedeutung und Interpretation dieser Kennwerte aus der „Quantitativen Genealogie“ muss auf das Handbuch zum Programm von Weert Meyer und die unten angegebene Literatur verwiesen werden.) Die personenbezogenen Kennwerte werden von „AhnenImplex“ als Excel-Tabelle ausgegeben. So kann z.B. aus dieser Tabelle abgelesen werden, dass Friedrich I. von Brandenburg (1371 – 1440) 8.261 Mal (Ahnenhäufigkeit z) ein direkter Vorfahre von Charles III. ist und in der Ahnentafel von Charles III. ebenso viele Ahnennummern hat (seine kleinste Ahnennummer (Kekule-Min) ist 55.810). Als Mehrfachahn tritt bei ihm eine Generationsverschiebung auf, die am Generationsspektrum gb abgelesen werden kann: Er ist 3x in der 15., 48x in der 16., 490x in der 17., …, 118x in der 22. und 8x in der 23. Ahnengeneration ein direkter Vorfahre von Charles III. (Die Summe dieser Häufigkeiten ergibt wieder z = 8.261.) In ähnlicher Form werden auch die generationsbezogenen Kennwerte ausgegeben und geben Aufschluss über den Ahnenimplex pro Generation (ik) und den Erforschtheitsgrad einer Ahnentafel. Näheres dazu kann im ausführlichen Handbuch (140 S.) von Weert Meyer nachgelesen werden, das ebenfalls auf der TNG-Homepage des Roland zu Dortmund e.V. als pdf-Dokument heruntergeladen werden kann. Weert Meyer steht auch freundlicherweise für Nachfragen zum Programm zur Verfügung. Ein Programm mit einer langen Geschichte Das von Martin Jülich programmierte Programm geht auf eine Anregung von Arndt Richter zurück, der sich seit Jahrzehnten intensiv mit der „Quantitativen Genealogie“ Röschs beschäftigt und sie 1979 auch um den X-chromosomalen Erbgang und die X-chromosomale Verwandtschaft erweitern konnte. Bereits 1987 schrieb er nach dem Genealogentag in Kaiserslautern in einem Aufsatz:
Fazit „AhnenImplex“ ist ein komplexes Programm, das eine gründliche und intensive Einarbeitung erfordert und ohne ausreichende Kenntnisse der Quantitativen Genealogie in Teilabschnitten des Programms nicht intuitiv bedienbar ist. Eine genaue Lektüre des Handbuchs und ggfls. auch der unten angegebenen Literatur wird daher empfohlen. Die Berechnungs- und grafischen Darstellungsmöglichkeiten von „AhnenImplex“ sind jedoch einzigartig und werden derzeit von keinem anderen Genealogieprogramm geboten. ACHTUNG: Literaturempfehlungen
[Hu]
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