Helmut Brus stellte in seinem zweiteiligen Vortrag erst die Zechen Prosper im heutigen Bottrop vor, danach erzählte er die Geschichte seines italienischen Urgroßvaters Matteo Fort, der von Venetien/Italien nach Bottrop zog, mit dem Wunsch, Auskommen und Glück zu haben. Der Bergbau in Bottrop begann 1856 mit der Abteufung des Schachtes 1. Bereits 1854 hatte man Braunkohle mittels einer Bohrung entdeckt. Der Name Prosper leitete sich ab vom Herzog Prosper Ludwig von Arenberg (1785-1861). Er gehörte zum deutschen Hochadel und hatte noch einige zusätzliche Titel wie "Fürst von Recklinghausen" und "Graf von der Mark". Im Namen Arenberg versteckt sich auch der Name der Unternehmung, nämlich Arenbergische Bergbaugesellschaft. Die Aktiengesellschaft wurde mit einer Million Taler (heute wären das 27 Millionen Euro) gezeichnet, später gab es noch zwei weitere Zeichnungen. Zunächst 185 Mitarbeiter begannen mit der Förderung von Steinkohle im Jahre 1863. 440.000 Scheffel = 22.000 t waren aber noch lange nicht genug, es wurde mehr erfahrenes Personal gebraucht. Nachdem man erfolglos vor Ort gesucht hatte (es wohnten hauptsächlich Menschen mit landwirtschaftlichem Bezug), suchte man in ganz Mitteleuropa nach qualifizierten Bergleuten. Um diese unterzubringen, errichtete man sogenannte Menagen (=einfache Unterkünfte für Bergleute). Das war auch nicht die optimale Lösung, da es unter den Leuten zu sozialen Spannungen kam. Man begann dann Siedlungen zu bauen, wo die Bergleute ihre Familien ansiedeln konnten. Der Bottroper Stadtteil Ebel (=Eichholz) entstand. Weitere Zechen und Schächte entstanden und mehr Bergleute kamen ins Ruhrgebiet. So war es möglich, dass deutlich mehr Tonnen Kohle gefördert werden konnte. Insgesamt war die Arenbergische Bergbaugesellschaft ein lohnendes Investment. Über die ganze Zeit bis zur Übernahme durch die Rheinische Stahlwerke AG 1922 erwirtschaftete die Arenbergische durchschnittlich 18,7 % Rendite im Jahr. In Spitzenzeiten betrug die Rendite für ein Jahr sogar über 80 % (!). Für heutige Börsenfans völlig undenkbar. Der Tiefpunkt des Bergbaus war der Streik nach dem ersten Weltkrieg, bei dem das Ruhrgebiet aufgrund des Versailler Vertrages durch die Franzosen besetzt wurde. Sie brachten eigene Bergleute mit, die die Kohle abbauten und nach Frankreich abtransportierten. Nach und nach war die eine oder andere Zeche technisch überholt und wurde geschlossen. Es wurden zwar während des Nationalsozialismus wieder welche geöffnet, aber spätestens in den 70er Jahren erneut geschlossen. Da keine Subventionen des Landes NRW mehr fließen werden, wird Ende 2018 die letzte Zeche in Bottrop schließen. Im zweiten Teil erzählte Helmut Brus von seinem Urgroßvater Matteo Fort, der in Norditalien geboren war und seine Frau heiratete. Sie war gerade mal vier Kilometer entfernt geboren. Da die meisten Italiener auch englisch sprechen, können die Anfragen an Archive und Standesämter in Italien auch auf englisch erfolgen. Matteo hörte, dass in Deutschland Arbeit zu bekommen war und so fuhr er alleine ins Ruhrgebiet und bekam Arbeit. In den Wintermonaten konnte er nach Hause fahren um seine Frau zu besuchen. Das zeigen die Geburtsdaten der ältesten Kinder, die im September oder Oktober geboren wurden. Irgendwann hatte die Frau beschlossen, zu ihm nach Bottrop zu fahren und dort zu bleiben, zusammen mit den Kindern. Also wurde eine Unterbringung in Ebel organisiert und es kamen weitere Kinder zur Welt. Während der Besetzung durch die Franzosen war Schluss mit Arbeit, so ging er dann zusammen mit der Familie zu seinen Brüdern nach Frankreich, die dort als Bergleute arbeiteten. Ein anderer Urgroßvater von Helmut Brus, ein Niederländer, war von dem Streik nicht betroffen, da er Straßenbahnfahrer war, so enstand die Familie rund um die direkten Vorfahren von Helmut Brus. Die Quellen dieses Vortrages sind nicht minder interessant. Die (kultur-) historischen Vereine in Bottrop und Borbeck lieferten einige Bilder dazu. Des Weiteren kann man im Wirtschaftsarchiv Dortmund recherchieren, wo die Bergleute der Arenbergischen Gesellschaft eingesetzt waren und was sie verdienten. In der Bibliothek des Ruhrgebietes Bochum waren die Geschäftsberichte der Gesellschaft erhältlich. Das Stadtarchiv Bottrop, das Staatsarchiv Münster sowie das Hauptstaatsarchiv in Düsseldorf vervollständigten die Informationen. Last but not least das Standesamt in Italien, die die Urkunden seiner Urgroßeltern lieferten. Ein schöner Vortrag und eine interessante Reise in die Bergbauwelt, leider zukünftig nicht mehr im Ruhrgebiet beheimatet. Eine über 150jährige Tradition endet. Der Spruch "Glück auf!" wird wohl nur noch in anderen Gelegenheiten ausgesprochen. "Schicht im Schacht!"
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Roland
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