Ein Außenspiegel eines VW-Käfers verrät das Entstehungsdatum eines alten Schwarz-Weiß-Familienfotos? Ein Schild einer Gaststätte gibt preis, wo ein Foto entstanden ist? „Schauen Sie mal genau hin!“, fordert Ahnenforscher Dr. Andreas Stützer aus Aachen die am letzten Dienstag, dem 10. Oktober 2017 zahlreich erschienenen Interessierten beim Roland-Vortragsabend im Hotel Drees in Dortmund auf und zeigt ein altes, verblichenes Foto, auf dem sein Großvater mit Familie stolz vor der neuesten Familien-Errungenschaft posiert: einem nagelneuen VW Käfer! „Dieses Modell war das erste mit serienmäßigem eckigen Außenspiegel und wurde 1956 verkauft.“ Somit steht der Entstehungszeitraum des alten Fotos fest. Dann machte Opa Stützer sich mit dem neuen Wagen in den Familienurlaub auf und schoss stolz weitere Fotos, von denen man aber nicht wusste, wo die Aufnahmen entstanden. Auf einem der Fotos ist ein Schild einer Gaststätte zu sehen, daneben sitzt die Familie an Holztischen und genießt die Sonne. „Was ist auf dem Schild zu sehen?“, fragt der Referent in die Runde. „Ein weißes Rössl!“, ruft jemand aus dem Publikum. „Am Wolfgangsee!“ meldet sich ein anderer. „Im Sommer!“ Vor einem Gebäude auf dem Foto parkt ein dicker, weißer Ami-Schlitten. „Ein Cadillac Eldorado. Den gab es von 1956 bis 1966!“, stellt Dr. Stützer fest. Resultat einer genauen Überprüfung: Opa Stützer machte mit seinem neuen Käfer Ende der 50er-Jahre eine Spritztour zum Wolfgangsee und kehrte im „Weißen Rössl“ ein. Es ist verblüffend, welche Details alte Familienfotos in sich bergen. Details, die man auf den ersten Blick gar nicht wahrnimmt. Details, wie Kleidungsstücke, Broschen, Merkmale von Gebäuden, Autos, Stehkragen, Hüte, Bademode … die auf Aufnahmezeiträume und Orte schließen lassen. „Meine Großmutter aus dem Ruhrgebiet als junges Mädchen am Strand. Aber wo könnte das gewesen sein?“, lässt Dr. Stützer die Anwesenden rätseln. Zu einer Zeit, da Autos noch Seltenheitswert hatten, fuhr man mit dem Zug. „Nur eine kurze Strecke. Das war Haltern am See!“, so der Referent und zeigt das alte Foto und ein erst kürzlich selbst geschossenes auf der Leinwand nebeneinander gestellt. Tatsächlich! Dr. Stützer steht an derselben Stelle wie damals seine Großmutter! „Die Bahnlinie führte damals direkt an Haltern am See vorbei und die Fahrkarten für die kurze Strecke konnte sich die Familie damals gut leisten!“. „Beschäftigen Sie sich mit den Details in Ihren alten Familienfotos und fragen Sie andere Ahnenforscher-Kollegen. 1000 Augen sehen mehr als zwei!“, rät der Experte und sorgt für Begeisterung beim Roland zu Dortmund. „Dann können Sie die Lebenswege Ihrer Vorfahren sehr gut erschließen. So wie ich bei meinem Großvater von 1901 bis 1980!“, lautet sein Schlusswort. Für diesen exzellenten und unterhaltsamen Vortrag erntet Dr. Stützer vom Teilnehmerkreis des Roland-Vortragsabends einen großen Applaus. So mancher hat sich an diesem Abend entschieden, seine Sammlung alter Familienfotos nun aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten, zu versuchen, weitere Details darauf zu entdecken und dadurch neue Erkenntnisse zur eigenen Familiengeschichte in Erfahrung zu bringen. Sehr interessant, informativ und lebendig präsentierte Dr. Andreas Stützer aus Aachen über die Möglichkeiten, alten Familienfotos weitere Informationen zu entlocken.
Comments are closed.
|
Roland
|